Hochkarätiges Teilnehmerfeld kämpft um die Spitzenplätze in der Leichtathletik
BOCHUM - Von dekorierten Olympioniken über Titelverteidiger:innen bis hin zu kontinentalen Medaillengewinner:innen und Weltmeister:innen im Nachwuchsbereich – das Teilnehmerfeld der Leichtathletikwettbewerbe bei den Rhine-Ruhr 2025 FISU World University Games ist hochkarätig besetzt.
Doch selbst unter all den herausragenden Namen stechen einige Athletinnen und Athleten besonders heraus.
Nicht verpassen sollte man den 24. Juli. Dann kommt es in Bochum zum Showdown im Diskuswurf der Frauen zwischen Cierra Jackson (USA) und Titelverteidigerin Antonia Kinzel (GER).
Für Jackson läuft der Sommer bislang traumhaft. Die 22-Jährige stellte zunächst mit 65,82 Meter einen neuen Meisterschaftsrekord auf und gewann den renommierten NCAA-Titel 2025. Kurz darauf gab sie ihren Wechsel ins Profilager bekannt – und legte gleich nach: Bei ihrem ersten Wettkampf als Profi steigerte sie ihre persönliche Bestweite auf 67,82 Meter.
Doch ein Selbstläufer wird es für sie im Lohrheidestadion nicht – vor allem nicht, da Antonia Kinzel dort das heimische Publikum im Rücken haben wird. Die Deutsche schraubte ihre persönliche Bestmarke im Mai erst auf 62,64 Meter.
„Es ist einfach ein besonderes Gefühl, bei einem international bedeutenden Wettkampf im eigenen Land anzutreten“, sagte Kinzel im Juni gegenüber dem Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband (adh).
„Ich möchte auf meinen Erfahrungen von Chengdu aufbauen, meinen Titel im Diskus verteidigen und freue mich riesig auf die besondere Atmosphäre der FISU Games – da bekommt man schon einen kleinen Vorgeschmack auf Olympia.“
„Wobble Wobble“ hebt ab
Für Inspiration könnte Kinzel ein Blick auf den südafrikanischen Sprinter Bayanda Walaza helfen – der ist ein Paradebeispiel für Erfolge auf der ganz großen Bühne.
Letzten Sommer gewann der 19-Jährige mit der 4x100m-Staffel Silber bei den Olympischen Spielen in Paris – obwohl er ursprünglich nur als Ersatzmann eingeplant war. In der Finalstaffel führte Südafrika dann sogar als Startläufer zur ersten Medaille in dieser Disziplin überhaupt.
Auch 2025 zeigte sich Walaza in Topform. Im Mai unterbot er in Zagreb erstmals die Zehn-Sekunden-Marke und stellte mit 9,94 Sekunden eine neue persönliche Bestzeit auf. Nur wenige Wochen zuvor lief er mit 20,08 Sekunden einen neuen südafrikanischen Juniorenrekord über 200 Meter.
Mit beiden Leistungen erfüllte er die Qualifikationsnormen für die Leichtathletik-Weltmeisterschaften, die im September in Tokio stattfinden werden.
Doch nicht nur seine herausragenden Zeiten machen Walaza zum Publikumsliebling: Sein ungewöhnlicher Laufstil brachte ihm den Spitznamen „Wobble Wobble“ ein – denn auf den letzten Metern wirbeln seine Arme oft wild durch die Luft.
„Im Training laufe ich eigentlich ganz normal. Meine Arme liegen an, meine Haltung ist perfekt. Aber im Wettkampf, da passiert’s halt einfach“, erzählte ein lachender Walaza im Mai im Gespräch mit Olympics.com.
Der Teenager ist Teil einer enorm starken südafrikanischen Mannschaft. Gemeinsam mit Lythe Pillay (400m-U20-Weltmeister 2022 und Staffelsieger bei der World Athletics Relay 2024) will Walaza in Bochum am liebsten alle Titel über die Sprintdistanzen - 100 Meter, 200 Meter, und 400 Meter - abräumen.
Auch bei den Frauen gibt es Medaillenkandidat:innen vom Kap: Marlie Viljoen, eine der beiden südafrikanischen Titelträgerinnen von Chengdu 2023, meldete sich im März mit einer neuen Bestzeit von 51,42 Sekunden über 400 Meter zurück.
Goldene Zeiten für Italiens Leichtathletik
Die FISU Games erleben in Bochum die Rückkehr von zahlreichen Titelverteidiger:innen – darunter Laura Pellicoro (ITA), die 2023 das Double über die Mittelstrecken holte und auch 2025 zu den großen Favoritinnen zählt.
Italien reist mit einer bärenstarken Delegation an. Sprint-Star Dalia Kaddari bringt bereits eine beeindruckende Bilanz mit: zweifache Olympiateilnehmerin (2020, 2024), EM-Bronze über 4x100 Meter (2022), U23-Europameisterin (200 Meter, 2021) und Silbermedaillengewinnerin bei den Olympischen Jugendspielen 2018. Nicht ausgeschlossen, dass diese Liste in Bochum noch länger wird.
Auch Edoardo Scotti spielte zuletzt eine Schlüsselrolle im Höhenflug der italienischen Leichtathletik. Bei den Olympischen Spielen 2024 führte er sein Team zu Platz sechs (Mixed-Staffel) und sieben (Männerstaffel) über 4x400 Meter. Bei der Heim-EM in Rom folgte doppeltes Silber.
Spannende Geschichten auf und neben der Tartanbahn
Doch nicht nur sportliche Höchstleistungen, auch außergewöhnliche Lebenswege sorgen bei den 51 Wettbewerben für Gesprächsstoff.
Es ist acht Jahre her, da fürchtete Arman Shahzadeh (CAN), dass er nie wieder würde Laufen können. Er musst sich einer Notoperation unterziehen, nachdem bei ihm Kehlkopfkrebs festgestellt worden war.
Doch er kämpfte sich zurück und greift nun in Bochum an, nachdem ihm erst vor wenigen Tagen mit 7,61 Meter eine neue persönliche Bestleistung im Weitsprung gelang.
Pooja Singh (IND) muste ebenfalls einige persönliche Hürden überwinden, bevor sie als frisch gebackene Asienmeisterin im Hochsprung nach Deutschland kommen konnte.
Die nur 1,70 Meter große Singh stammt aus einfachen Verhältnissen im ländlichen Indien. Ihr Vater nahm mehrere Kredite auf, um ihre Karriere zu ermöglichen – begonnen hatte sie ihr Hochsprung-Training mit Bambusstangen als Lattenersatz und Reishülsen als Matten.
Und Bridget Mbwali (UGA), zweifache Goldmedaillengewinnerin bei den Ostafrika-Hochschulspielen, geht neben ihrer Leichtathletikkarriere, auch noch einer Laufbahn im Fußball nach: Sie spielt als Flügelstürmerin für den ugandischen Klub Lady Cardinals FC. Sollte die 19-Jährige tatsächlich Weitsprunggold holen, würde sie dem legendären Beispiel von Mike Powell folgen – dem noch immer amtierenden Weltrekordhalter und Sieger der Universiade 1987. Für den Fall hat sie schon angekündigt, die Fußballschuhe an den Nagel hängen zu wollen.
FGNS ln/lm/mb/cc